Erwartungen - Januar

Wenn wir unsere Erwartungen verringern, werden wir Zufriedenheit erfahren.  (Dalai Lama)

 

Vor meiner Abreise kam ich immer wieder mit dem Begriff "Erwartung" in Berührung. Was sind Erwartungen überhaupt? Erwartungen sind hoffnungsvolle Vermutungen. Man denkt sich: was mich wohl erwarten wird? Man wartet und erwartet. Im Duden wird das Wort mit Spannung verbunden und mit einer vorausschauenden Hoffnung.

 

Auch blieb mir ein Ausschnitt eines Gesprächs, welches ich mit einer Person hatte, die auch schon einen sozialen Einsatz im Ausland machte, sehr gut im Gedächtnis: „Ich hatte einfach zu grosse Erwartungen. Und auch du wirst deine Erwartungen immer runtersetzen müssen.“

 

Erwartungen können gefährlich sein. Wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, sind wir enttäuscht. Ratschläge wie: „Du darfst einfach keine Erwartungen haben.“, finde ich dennoch schwierig umzusetzen. Gerade bei ganz neuen Lebensabschnitten, wo man nicht weiss, was auf einen zukommt, macht man sich doch automatisch Vorstellungen, wie es wohl sein wird. Schwups, schon hat man grosse Erwartungen!

 

Als ich meinen Mitmenschen erzählte, dass ich nach Costa Rica gehe, habe ich oft Dinge gehört wie: „O wie schön, danach kannst du sicher gut surfen.“ / „Ein halbes Jahr schön Wetter, das will ich auch.“ / „Dort brauchst du nicht viel, nur Flip-Flops, kurze Hosen und Bikini.“

 

Man verbindet dieses Land gleich mit Sommer, Sonne, Supertoll.
So wird es aber nicht immer sein. Ich werde ich Santa Ana leben. Das ist eine Kleinstadt im Landesinneren. Weit und breit kein Meer in Sicht. Ich werde dort mit Kindern arbeiten und sicher auch eine strenge Zeit erleben. Nicht zu vergessen ist die Regenzeit. Ab Mai wird es regnen und zwar JEDEN Tag.

 

Ich versuche meine Erwartungen nicht zu hoch zu halten, indem ich meine Ziele immer vor Augen habe. Ich gehe nach Costa Rica, weil ich Spanisch lernen möchte. Ich wählte die Organisation ICYE (International Coulture Youth Exchange) dafür sehr gezielt und überlegt. Ich wollte keinen oberflächlichen Sprachkurs absolvieren, welchen ich wahrscheinlich mit anderen Europäern besucht hätte. Ich möchte nicht nur die Sprache kennen lernen, sondern auch die Menschen und ihre Kultur, wie sie leben und was ihnen wichtig ist. Das schaffe ich am besten, wenn ich in einer Gastfamilie lebe und dort arbeite und somit einen direkten Einblick in das Leben von Costa Rica erhalte.

 

Ich erwarte von mir, dass ich meine Ziele erreichen werde. Dann bin ich zufrieden. Und wenn es einmal nicht so wird, wie ich es erwartet habe, versuche ich trotzdem dankbar zu sein, für die Chance diesen sozialen Einsatz machen zu dürfen.

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