Als ich krank war - April

Es war ein Wochenende an dem ich Zuhause in Santa Ana blieb. Am Samstagvormittag fühlte ich mich plötzlich etwas merkwürdig, konnte aber nicht richtig einordnen war los war. Am Nachmittag wollte ich eigentlich nach San Jose fahren, doch ich bekam Kopfschmerzen, die immer stärker wurden. Ich nahm eine Tablette und ging an diesem Tag früh schlafen. Am Sonntag fühlte ich mich noch nicht besser. Da meine Gasteltern jedoch extra einen Ausflug mit mir geplant hatten, sagte ich nichts und hoffte es würde mir bald besser gehen. Es wurde aber eher schlechter. Ich bekam Gliederschmerzen und mir war sehr unwohl. Ich erzählte bei der Heimfahrt was mit mir los war. Meine Gastmutter gab mir eine Tablette und ich ging an diesem Tag wieder früh schlafen. In der Nacht erwachte ich, da mir sehr kalt war und ich hatte Schüttelfrost. 
Am Morgen bat ich meine Gastmutter erneut um eine Tablette. Sie meinte jedoch, ich solle gleich zum Arzt gehen. Sie machte sich etwas sorgen da ich vor kurzem in Panama war. Dort gibt es viele Viren wie das Dengue-Fieber. Ich war mir sicher, dass ich kein Denguefieber hatte. Sonst wäre es mir viel schlechter gegangen. Ich dachte eher ich habe mich bei der Arbeit bei jemandem angesteckt. Eine Lehrperson und ein Kind hatten vor kurzem auch Fieber. Da mir seit einiger Zeit jedoch der Zahn immer mal wieder weh tat und ich mir überlegte, diesen jemandem zu zeigen, war mir dies recht.  

Ich konnte hier in Santa Ana einfach bei einem Arzt ohne Voranmeldung einmarschieren. Ich musste auf einem Notizblock mein Name, Geburtstag usw. notieren und wartete bis ich aufgerufen wurde. Nach 15 Min. kam die Ärztin. Sie trug ein langes blaues Kleid, welches man eher für eine Cocktailparty am Strand tragen würde. Zudem trug sie offene Schuhe mit hohem Keilabsatz. 

Ich erzählte ihr was los war. Sie schaute in meinen Mund und sagte mir, dass mein Weisheitszahn komme. Dieser sei entzündet, deshalb schmerze er. Als sie meinen Mund durchsuchte bemerkte ich ihre grossen Ringe an beiden Händen. Um einen Handschuh an der rechten Hand anziehen zu können, musste sie alle Ringe abnehmen und an der linken Hand anziehen. Eine lustige Ärztin... Zudem kam danach noch jemand ins Patientenzimmer. Ich glaub es war ein anderer Patient. Sie fragte ihn wie es seinen Kindern gehe und sie plauderten zusammen während dem sie mich untersuchte. 

Um herauszufinden wieso ich Fieber hatte, schickte sie mich dann in ein Labor (10 min. zu Fuss) um dort Blut abzugeben. In zwei Stunden musste ich wieder zur Ärztin da dann das Testergebnis vorliegen würde. Die Ergebnisse waren alle gut, ich hatte keinen Virus. Aber was hatte ich dann? Die Ärztin sagte mir, ich solle ab nun keine Schmerzmittel mehr nehmen und am Abend nochmals zu ihr kommen. Sie wollte beobachten wie mein Körper sich verhält, ohne Schmerzmittel. Ich ging also an diesem Tag nochmals in ihre Praxis um dort Fieber zu messe.

 

Ich hatte kein Fieber mehr (nur 38 C.) In ihren Augen schien es mir gut zu gehen. Ich selbst fühlte mich jedoch hundeelend, wieso nur? Ich kam mir etwas dumm vor den alles deutet darauf hin, dass es mir gut geht, ich fühlte mich aber sehr schlecht. Ich sollte am nächsten Tag um 10 Uhr nochmals zu ihr kommen. 

Am nächsten Morgen wachte ich um 6 Uhr mit starken Kopfschmerzen auf. Das Fieber und die Gliederschmerzen waren weg. Die Kopfschmerzen waren jedoch so stark, dass ich es kaum erwarten konnte endlich zum Arzt  gehen zu können. Sie checkte mich erneut durch. Als sie mir nochmals in den Mund schaute, sagte sie, dass sie eine Veränderung sehe. Ich hatte eine Infektion am Zahn. Im Bluttest hat man nichts davon gesehen, da die Infektion gestern noch geschlossen war, nun aber war sie offen. (so weit ich das auf Spanisch verstanden haben...) All die Symptome (Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kopfschmerzen etc.) kamen von meinem entzündeten Zahn. Endlich wussten wir was los war. Sie gab mir ein Rezept. Ich solle dies gleich einlösen und dann wieder kommen, was ich tat. In der Apotheke gaben Sie mir eine Spritze und eine Flüssigkeit. Ich dachte nur: "o je, dies wird Sie mir nun sicher ins Zahnfleisch spritzen." Als ich wieder bei der Ärztin ankam war sie am Telefon mit Lautsprecher. Während Sie am Reden war gab sie mir mit Zeichensprache zu verstehen, dass ich mich auf das Bett legen sollte. Sie tätschelte sich selbst auf den Hintern und gab mir so zu verstehen, die Spritze ist nicht für den Mund sondern für den AR***. Während dem sie noch am Telefon war und ohne Ankündigung, injizierte sie mir ein Schmerzmittel, glaub ich jedenfalls, denn 20 Minuten später war ich Schmerzfrei. 

Ab nun musste ich Antibiotika nehmen und am Montag musste ich erneut zur Untersuchung. Als ich am Montag in der Praxis stand, sagte die Empfangsdame die Ärztin sei heute nicht im Land, ich solle morgen wieder kommen. Gut. Am Dienstag war mein letzter Termin. Alles war gut geheilt und wieder in Ordnung.  

 

Das Outfit der Ärztin mit ihren riesen Klunkern an den Händen, telefonieren während der Arbeit, private Gespräche während der Patientenuntersuchung, einfach mal schnell das Land verlassen ohne Infos an die Patienten, all dies wäre in der Schweiz ein "No Go". Trotzdem fühlte ich mich bei Ihr wohl, denn sie schien mir kompetent und sie war sehr herzlich. 


Trotzdem hoffe ich, nicht mehr krank zu werden, denn es war schon auch mühsam immer in ihre Praxis gehen zu müsse. Am ersten Tag war ich drei mal dort. Zum Glück wohne ich in der Nähe der Praxis und konnte mich beim Projekt abmelden. In der Schweiz würde dieses System nicht funktionieren. 

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