Rückblick - August

Am 29. August flog ich zurück in die Schweiz. Ich wusste, dass mich meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und mein Freund abholen werden. Ich sass im Flugzeug und war überglücklich und voller Freude. Solange hatte ich auf diesen Moment gewartet und nun werde ich meine Familie endlich wieder sehen. 
Als dass Flugzeug gelandet ist, ich mein Gepäck hatte und ich Richtung Ausgang lief, platze ich fast vor Freude. Ich war so aufgeregt. Die Schiebetür ging auf und ich sah schon von Weitem meine Familie. Ich konnte nicht aufhören zu grinsen. Mein Vater hatte ein grosses weisses Tuch dabei auf dem stand "Bienvenidas  a la Casa Julia" und hing es am Flughafen auf. (Mein Gott, so süss!!) Meine Schwester hatte ein Holzschneidebrett dabei mit Cervelat, Käse, Landjäger, Brot. =D So toll! 
Ich umarmte alle und fing an zu weinen, vor Glück. Aber nur kurz. Wir fingen an die Bauernplatte zu essen und zu plaudern. Ein lustiger Spruch nach dem andern fiel und wir konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Mit unserem Gelächter der Bauernplatte und dem Willkommenstuch machten wir ziemlich aufmerksam auf uns. "Ach wie ich euch vermisste", dachte ich für mich, und war einfach nur mega happy. 
Danach fuhren wir alle zu meiner Mutter wo wir gemeinsam assen. 

 

Ein Monat ist nun vergangen. Zurzeit wohne ich 50% bei meinem Vater und 50% bei meinem Freund. Ich bin aber auch ziemlich viel bei meiner Mutter. Dementsprechend sind auch meine Kleider und Sachen überall ein wenig verstreut. Das ist zum Teil etwas mühsam und ich muss organisiert sein, damit ich immer alles dabei habe was ich brauche. Im Moment bin ich auf Jobsuche. Sobald ich etwas gefunden habe was mir zusagt ist das nächste Ziel eine passende Wohnung zu finden. Diese zwei Prozesse brauchen im Moment vor allem Zeit. Was nicht immer einfach ist, denn meine finanziellen Mittel schwinden... Manchmal frag ich mich, ob ich in Kolumbien nicht etwas übertrieben habe mit dem "Geld ausgeben/sich etwas gönnen". Ich war ja zuletzt in einem ziemlich schönen Hotel und habe allgemein viele Ausflüge gemacht. Aber dann denke ich, dass das schon okei war so... Nun kann ich es sowieso nicht mehr ändern. 

 

Wenn ich zurück denke an die Zeit in Costa Rica, erinnere ich mich zuerst an die schönen Orte die ich gesehen habe. Die wunderschönen Strände, Der Vulkan Arenal, das türkise Meer bei Puerto Viejo. Dann denke ich an mein Arbeitsprojekt. Ich hatte eine tolle Cheffin dort. Sie hatte ein riesengrosses Herz und lebte für die Kinder. Sie war am Morgen die Erste die anfing und die letzte die ging. Dann erinnere ich mich an die Kinder, an die lustige Situation wenn wieder etwas lustiges passierte, an die peinlichen Situationen wenn ich wiedermal etwas nicht verstanden habe auf Spanisch, an die nervigen Situationen wenn die Kinder nicht auf mich hörten und frech waren. Aber nun, im Nachhinein, kann ich auch über diese Situationen lachen.

Und ich erinnere mich an meine Gastfamilie. Ich hatte echt das grosse Los gezogen mit ihnen. Bevor ich meine Gastfamilie kannte, stellte ich mich aufs Schlimmste ein. Eine grosse Familie mit einem kleinen Haus mit wenig Privatsphäre. Aber es war überhaupt nicht so. Meine Familie war so nett zu mir und lies mir viele Freiheiten. Trotzdem waren sie immer da wenn ich Hilfe brauchte. Ich hätte mir keine bessere Familie vorstellen können. 

 

Im Grosses und Ganzen war es ein gutes und erfolgreichen halbes Jahr. Trotzdem verbinde ich diese Zeit auch mit sehr viel Trauer, Kummer und Schmerz. Ich habe meine Familie und vor allem meinen Freund in dieser Zeit so sehr vermisst. Das war definitiv das Schwierigste für mich, mit meinem Heimweh klar zukommen und die Situation akzeptieren zu können. 

Ich dachte vorher immer, dass ich ein Freigeist bin, der überall leben kann und viel reisen muss. Nun weiss ich, dass ich eine sehr bodenständige Person bin und es mir in der Schweiz am besten gefällt. Ich hätte nie gedacht dass ich so eine grosse liebe für die Schweiz entwickle. Aber als ich diesen Vergleich, Mittelamerika - Schweiz erfuhr, sah ich, wie privilegiert wir doch sind in so einem organisierten, fairen, sauberen und sicheren Land leben zu dürfen. Und die Schweiz ist mit ihren Bergen, Seen, Städten wunderschön! 

 

Ich bin in den letzten sieben Monaten fast nur alleine gereist und alleine auf Ausflüge gegangen. Es ist schön zu wissen, dass man das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und die Stärke besitzt alleine zu reisen. 

 

Ich weiss nun, dass alles ein Prozess ist. Das wichtigste ist, zu versuchen, das Beste aus jedem Moment zu machen. Der Weg ist das Ziel. Wer denkt dass er nur dann glücklich sein kann wenn er: Spanisch kann, an einem schönen Ort ist, endlich bei seiner Familie ist, einen Job hat, eine schöne Wohnung hat, der täuscht sich. Wer so denkt wird nie glücklich sein. Man hüpft von einem Bedürfnis zum nächsten und übersieht dass Glück dass man schon besitzt im hier und jetzt. Genau das habe ich gelernt. Schöne Tage sind ein Geschenk. Und schwierige Tage sind Lernfeldern. ich erlebte schon oft schwierige Situationen und ich wäre in diesen Momenten vielleicht am liebsten im Erdboden versunken. Aber heute bin ich froh, dass ich diese schwierigen Situationen durchlebte, denn wegen ihnen bin ich nun so stark. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sonia (Sonntag, 18 August 2019 17:56)

    Hallo :)

    Falls du diese Nachricht siehst, könntest du mich bitte auf FB kontaktieren (Sonia Férial)? :) Ich hätte nämlich einige Fragen über Costa Rica.

    Danke und einen schönen Nachmittag!